Seit genau 6 Monaten bin ich nun schon in Bolivien und arbeite im Proyecto Horizonte. :) Mir gefällt es hier wirklich sehr gut, und auch die Arbeit macht mir viel Spaß. In meinem ersten halben Jahr habe ich in der Kindergartengruppe für die zweijährigen Kinder geholfen. Die Arbeit dort war wirklich toll, und mir sind die Kinder schon sehr ans Herz gewachsen. Ich habe jeden Tag nur vormittags von 8.00 – 12.00 Uhr gearbeitet, da ich nachmittags Spanischunterricht hatte, da ich mit so gut wie keinen Spanischkenntnissen hierher gekommen bin. Sehr gut ist es, dass die Verantwortliche für die Freiwilligen, Eliza, mehrere Spanischlehrer hier in Cochabamba kennt, und es dadurch ganz leicht ist einen Lehrer zu finden. Ich empfehle trotzdem jedem, der plant hierher zu kommen, vorher schon so viel Spanisch wie möglich zu lernen.
Dies ist ein Teil der Kindergartengruppe der 2-3 jährigen Kinder beim Mittagessen. |
Die meisten Freiwilligen, die neu nach Bolivien kommen, arbeiten erstmal im Kindergarten, um ihr Spanisch zu verbessern. Freiwillige, die schon gut Spanisch können, können auch gleich in der Schule oder im Gesundheitszentrum arbeiten. Ich habe im Dezember einen Monat im Gesundheitszentrum gearbeitet, da in der Schule und im Kindergarten Sommerferien waren. Die Arbeit dort hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Ich habe entweder den Krankenschwestern beim Messen und Wiegen der Babys geholfen, oder ich war in der Apotheke. Doch teilweise konnte man dabei auch erschreckende Erfahrungen machen, weil ich dort zum ersten Mal so richtig erlebt habe, wie viele Eltern z.B. nicht lesen oder schreiben können. An einem Tag sollten sich die Patienten in eine Liste eintragen und mehrere konnten ihren Namen nicht schreiben. Das fand ich wirklich erschreckend.
Da auch im Januar noch Sommerferien waren, habe ich diese Zeit genutzt, um Südamerika etwas besser kennen zu lernen, und deswegen bin ich für eine Woche nach Chile gereist und danach zum Machu Picchu. Das war wirklich sehr schön! Seit Anfang Februar sind die Sommerferien vorbei, und ich arbeite nun in der Schule mit den Erstklässlern. Die Klasse der Erstklässler ist wirklich sehr groß, und ein Kind hat zudem eine leichte Behinderung, dadurch gibt es auch eine Menge zu tun. Zurzeit sind die Kinder noch dabei viel zu malen und „Schwungübungen“ zu machen, bevor sie dann richtig mit dem Schreiben lernen anfangen. Meine Aufgabe ist es dabei vor allem, die Kinder immer wieder zum Arbeiten zu motivieren und Hilfestellungen zu geben.
Karneval in der Schule |
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel das Proyecto Horizonte schon in dieser kurzen Zeit seit der Eröffnung 2004 erreicht hat, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es davor in dem Stadtviertel Uspha Uspha zugegangen ist. Das Proyecto liegt zwar etwas außerhalb von Cochabamba bei Kilometer 10, aber es ist aus der Innenstadt trotzdem sehr gut erreichbar, denn die Trufis (die öffentlichen Verkehrsmittel hier) fahren von der Innenstadt aus genau bis zum Proyecto und halten dort direkt vor der Tür.
Die Stadt Cochabamba gefällt mir auch total gut, und ich fühle mich hier wirklich wohl. Zuerst dachte ich, dass ich mich hier nie zurechtfinden würde, weil die Stadt auf den ersten Blick wirklich riesig wirkt, und ich aus einem ziemlich kleinen Dorf aus Deutschland komme und das Stadtleben so gar nicht gewohnt bin. Doch mit der Orientierung hat es nicht so lange gedauert wie gedacht, und nun kenne ich mich hier wirklich gut aus und fühle mich sehr heimisch.
Schön ist hier das Klima, es ist oft warm und außer in der Regenzeit gibt es auch keinen Regen sondern meistens blauen Himmel. Sehr schön ist es, dass die Stadt nicht ganz hoch liegt und man dadurch eigentlich keine Probleme mit der Höhenkrankheit hat. Das hat man eher in La Paz und am Titicacasee. Dort merkt man die Höhe wirklich sehr.
Toll an Cochabamba ist auch, dass man hier sehr viele internationale Freiwillige kennen lernt, die teilweise auch in ganz anderen Projekten arbeiten. An langen Wochenende habe ich mit anderen Freiwilligen schon einige wunderschöne Touren unternommen, z.B. zum Nationalpark Toro Toro und zum Karneval nach Oruro.
Für alle, die abends auch mal gerne weg gehen, bietet Cochabamba wirklich viel. Ich finde es wirklich schön, hier abends gemütlich mit den anderen in einer Bar zu sitzen und zu quatschen. Allerdings wird das manchmal auch etwas übertrieben, weil für uns hier alles so günstig ist. Das passt meiner Meinung nach nicht zu meinem Freiwilligendienst.
Ich tanze mit mehreren anderen Freiwilligen in einer traditionellen Tanzgruppe, die Caporales tanzt, und das macht wirklich viel Spaß, und ich habe so auch mehr Kontakt zu Bolivianern. Wir hatten schon einige tolle Auftritte bei den häufig stattfindenden Umzügen (Entradas). Schön finde ich es auch, dass Eliza, die Verantwortliche des Proyectos für uns Freiwillige, auch gerne
mal etwas mit uns unternimmt und zum Beispiel mit uns essen oder feiern geht, zum Beispiel wenn Freiwillige ankommen oder abreisen.
Der wunderschöne Cristo in Cochabamba |
Bolivien ist wirklich ein wunderschönes Land mit toller, vielfältiger Natur, und besonders die „Fiestas“ gefallen mir hier gut. Es gibt ziemlich oft Straßenumzüge mit den verschiedenen traditionellen Tänzen und traumhaften Kostümen. Leider gibt es auch viele erschreckende Dinge in Bolivien wie z.B. die große Armut, Kriminalität, Kinderarbeit, ...
In Cochabamba ist die Kriminalität zum Glück nicht so hoch, es passiert zwar manchmal, dass Handtaschen oder Handys geklaut werden, aber mehr eigentlich nicht. Man sollte am besten abends nicht alleine herum laufen, und es gibt ein paar Straßen, in die man Abends am besten gar nicht geht. Was ich immer noch erschreckend finde, ist die hohe Anzahl der Kinder, die hier arbeiten... :(
Jedem, der mit dem Gedanken spielt vielleicht nach Bolivien zu kommen, kann ich das wirklich empfehlen! Ich genieße hier die Zeit sehr, und es ist einfach toll eine neue Sprache zu lernen und eine komplett andere Kultur kennen zu lernen. Ich werde noch bis August 2013 hier bleiben, und dann ist mein Jahr leider schon vorbei. Bis jetzt ist die Zeit wirklich schnell vergangen, und ich genieße jeden Tag hier! Mit Sicherheit bin ich nicht das letzte Mal in Bolivien!
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